Sonntag, 2. Juni 2013

Am 3. Juni ist der 50. Todestag von Papst Johannes XXIII -

- der mit seinen Sozialenzykliken "Mater et magistra" (1961) und "Pacem in terris" (1963) zwei Meilensteine der katholischen Soziallehre veröffentlichte. Johannes XXIII hat - gegen viele Widerstände - das II. Vatikanische Konzil auf den Weg gebracht, das von ihm dann auch noch am 11. Oktober 1962 eröffnet werden konnte.
Johannes XXIII praktizierte eine "Diplomatie des Herzens" - und brachte es mit seinen Werken doch zustande, die individualistisch orientierte Menschenrechte der französischen Revolution, der US-Gründerstaaten und der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen geschickt und kunstvoll mit den sozialen Aspekten der katholischen Soziallehre zu verbinden.


In "Mater et magistra" wird eine klare Aussage über die Vergesellschaftung oder Sozialisierung bestimmter Dienstleistungen wie der Gesundheitspflege getroffen (59 ff, 61), die eben nicht dem freien Spiel der Märkte ausgesetzt werden dürfen. Vielmehr sei es Sache der "staatlichen Tätigkeit ... in geeigneter Weise" ordnend und fördernd einzugreifen (66). Dort wurde nicht nur die Forderung nach einem angemessenen Lohn wiederholt (18, 68 ff, 71), sondern auch die Forderung nach einer Mitwirkung der Arbeiterorganisationen (Anm.: heute als Arbeitnehmerorganisationen, Gewerkschaften oder Koalitionen bezeichnet) auf allen Ebenen verdeutlicht (22, 97 ff). Seine Ausführungen zur gegenseitigen Hilfe der verschiedenen Länder (80, 157 ff) lesen sich angesichts der aktuellen Finanz- und Währungskrise wie eine Handlungsanleitung für Deutschland, Europa und die Welt.

"Pacem in terris" ist nicht nur die viel beachtete "Friedensenzyklika" aus der Zeit des "kalten Krieges". Mit ihr (160) hat Johannes XXIII. noch in seinen letzten Lebenstagen (er starb am 3. Juni 1963 an einem Krebsleiden) den Weg von der "Bevormundung durch den Klerus" zur eigenen "Verantwortung der Laien im Bereich ihrer fachlichen Qualifikation und ihres beruflichen Sachverstandes" angestoßen, den dann das 2. Vatikanische Konzil in aller Form vollzogen hat.
Bei konsequenter Fortführung dieses Gedankens hätte es den Skandal um die Abweisung einer vergewaltigten Frau in zwei Kölner Kliniken nicht gegeben. Dort wurde bekanntlich aus Angst vor Verletzung der Loyaltitätspflichten die Aufnahme verweigert - was zu einem massiven Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche geführt hat. "Wie kann eine Organisation, die sich der mitmenschliche Liebe verschrieben hat, so mit Menschen in Not umgehen?"
Es ist dieser Zwiespalt einer scheinbar auf Organisation und Machterhalt fixierten Amtskirche, und dem wahren Liebesdienst, der Papst Benedikt XVI. am Sonntag, 25. September 2011 dazu brachte, engagierten Katholiken aus der deutschen Kirche und Gesellschaft zur "Entweltlichung" aufzufordern, sich "vom Weltlichen zu entlasten".
"Entweltlichung heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-caritativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln."

Kardinal Paul Josef Cordes weist in seiner Streitschrift "ENTWELTLICHUNG - Benedikts Vermächtnis und Franziskus' Auftrag" auf die Probleme einer so verkrusteten Kirche hin.

Johannes XXIII. wurde wegen seiner Bescheidenheit und Volksnähe im Volksmund il Papa buono („der gute Papst“) genannt - und er scheint in Papst Franziskus einen Nachfolger gefunden zu haben, der "in diesen Schuhen" weiter wandelt.

Johannes XXIII. wurde am 3. September 2000 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen


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